Einzelgespräche

Das Einzelgespräch ist in der Regel das Herzstück der Psychotherapie, daher sollte man für sich eine Struktur entwickeln in der man gut arbeiten kann. Es hilf sich ungemein Dinge zu ritualisieren, damit sie fester Bestandteil des therapeutischen Geschehens werden. In diesem Gespräch geht es mir zunächst einmal um ein reguläres Einzel – nicht das Erstgespräch!

Die Patienten werden sich dann an gewisse Abläufe gewöhnen und sie zum Teil einfordern, was die Arbeit als Therapeut unheimlich vereinfachen kann. Folgende Gesprächsstruktur haben meine Einzeltherapiestunden.

Einstieg ins Gespräch

Es ist immer sinnvoll auf das bisher Geschehene Rückgriff zu nehmen, das hilft den Patienten im therapeutischen Setting anzukommen. Das kann durch folgende Fragen passieren?

  • Was erinnern Sie aus der letzten Einzeltherapiestunde?
  • In der Gruppensituation habe ich sie auf eine bestimmte Art und Weise erlebt, wie kam das zu Stande?
  • Welche Dinge die wir besprochen haben, haben sie in der letzten Woche angewendet?
  • Wie kamen sie mit der therapeutischen Aufgabe zurecht, die ich Ihnen in der letzten Woche gegeben habe?

Ich bemühe mich tatsächlich immer wenn möglich eine therapeutische Aufgabe zu geben, da ich fest davon überzeugt bin, dass Therapie ein Prozess ist, der sich zwischen den Sitzungen abbildet. Werden Aufgaben nicht nachvollzogen ist dies von diagnostischem Wert und kann uns etwas über die Patienten mitteilen. Werden sie verfolgt, so können die Patienten zwischen den Sitzungen üben und sich in Verhaltensänderungen erproben.

Daher sollten therapeutische Übungen immer besprochen, oder zumindest angesprochen werden, damit der Patient das Gefühl behält, dass uns diese Aufgaben wichtig sind und sie ihn voranbringen können. Sonst wird er sie bald nicht mehr verfolgen, da er sie für optional und unwichtig hält.

Verlaufscheck

Der Patient kommt mit der Erwartung in die Therapie, dass sich sein Leben dadurch verbessert. Daher sollte man immer kurz prüfen wo man im Verlauf steht, das kann durch folgende Fragen geschehen:

  • Wie weit sind wir bei der Umsetzung ihrer Ziele bisher?
  • Wo kommen sie gut zurecht und wo hapert es im Moment?
  • Sind die Ziele vom Anfang noch aktuell?
  • Handeln wir im Moment in Richtung ihrer Werte?
  • Was ist ihnen bei den Selfchecks aufgefallen?

Unspezifische Fragen wie: „Wie geht es Ihnen?“ sollten eher vermieden werden, sie werden zu Gelaber führen. Wenn man strukturierter vorgehen möchte, lässt man sich von seinen Patienten eine Wochenreflexion zeigen, damit man einen Überblick behält, wie aktiv die Patienten an der Verfolgung der Ziele arbeiten. Hier wird dann deutlich:

  • Wie die Symptome des Patienten im Moment aussehen.
  • Ob der Patient die richtigen Interventionen wählt um eine Besserung zu erzielen (Grübeln > Defusion, Achtsamkeit; Anspannung > PMR/AT, Sport).
  • Ob der Patient in die Reflexion geht um bedürfnisgemäß zu handeln (Gewaltfreie Selbstreflexion)
  • Welche Bedürfnisse frustriert sind und welche dysfunktionalen Strategien vorliegen.

Anhand der Verlaufsbeobachtung können dann die aktuell notwendigen Interventionen / Psychoedukationsinhalte ausgewählt werden, die zu den aktuellen Problemfeldern passen.

Intervention / Psychoedukation

Ich finde es immer wieder erstaunlich wie wenig Störungs- und Prozesswissen Patienten bekommen, die ich von anderen Behandlern übernehme. Es ist essenziell, dass Patienten ein adäquates Störungs- Entwicklungs- und Behandlungsmodell von einer Störung besitzen. Ich stelle mir zunächst die fett hervorgehobenen Fragen. So könnten exemplarisch die Fragen und Überlegungen dazu aussehen:

  • Was benötigt der Patient im Moment?
    • Er kann mir nicht sagen, was eine Angstreaktion ist, er benötigt Störungswissen und Behandlungswissen.
    • Er benötigt normalisierende Gedanken und Zuversicht, einen Einblick in Behandlungsoptionen.
  • Welches Wissen könnte ihm helfen, seine Situation zu verbessern?
    • Sport ist hilfreich in hohen Anspannungssituationen
    • Entspannungsübungen können mittlere Anspannung immer wieder etwas reduzieren und damit hoher Anspannung entgegenwirken
    • Akzeptanz von Panikattacken hilft die Symptome zu reduzieren
  • Welche Tätigkeiten könnten ihm helfen sich selbst in eine bessere Situation zu bringen?
    • Ich könnte grundlegende Psychoedukation zu Entspannungsverfahren vornehmen und dem Patienten PMR beibringen.
    • Ich könnte ihm erklären was Akzeptanz ist und wieso es wichtig ist.
    • Ich könnte mit einer grundlegenden Psychoedukation was Ängste sind, wie sie behandelt werden und was dabei wichtig ist.
    • Ich könnte dem Patienten erklären was erhöhte Selbstaufmerksamkeit ist.
    • Durch Atemübungen panikähnliche Zustände beim Patienten induzieren und durch Sport entgegenwirken.
    • Wissen über Exposition und Vermeidung vermitteln.
  • Welche Techniken kann ich dem Patienten im Moment vermitteln, die im bei der Überwindung von Schwierigkeiten helfen können?
    • PMR/AT/Atemübungen/Bodyscan
    • Aufmerksamkeitsfokussierung im Außen (gegen erhöhte Selbstaufmerksamkeit)
    • Sport gegen hohe Anspannungszustände
    • Expositionspläne erstellen / Expositionen planen

Als Verhaltenstherapeut nimmt für mich die Verhaltensänderung einen fundamentalen Teil der Therapie ein. „Talk is Cheap“. Von daher flechte ich wo es geht aktive Teilhabe und Übungen ein.

Häufig schreibe ich die Psychoedukativen Inhalte auf oder visualisiere sie in Zeichnungen, die ich den Patienten dann nach der Stunde mitgebe. Diese Übergangsobjekte können dabei helfen das Verhalten ins Leben zu integrieren.

Festigung, Feedback, Aktivitätenplanung

Idealerweise werden die Kernpunkte des bisher Besprochenen nochmals wiederholt. Im Anschluss daran wird gemeinsam geplant, wie bestimmte Aktivitäten umgesetzt werden könnten. Dazu können folgende Fragen hilfreich sein:

  • Was sind die Anker/Trigger/Rituellen Zeitpunkte für Lösungsverhalten?
  • Wie setze ich das um?
  • Was mache ich, wenn die Technik nicht funktioniert?
  • Wobei soll mir diese Technik genau helfen?

Für gewöhnlich formuliere ich explizit eine Therapeutische Aufgabe, das kann sehr spezifisch erfolgen, oder etwas allgemeiner gehalten sein. Hier ein paar Beispiele:

  • Bitte speichern Sie sich vier Termine für aktive Entspannung ein (PMR/AT)
  • Probieren sie mal, eine Entspannungsübung zu machen bevor sie in soziale Interaktionen gehen
  • Bitte dokumentieren sie auf diesem Bogen was sie für sich selbst tun
  • Versuchen sie mal Dinge mit gewaltfreier Selbstklärung zu betrachten, wenn sie merken, dass sie „angefressen“ sind.

Es ist sinnvoll sich diese therapeutischen Aufgaben zur Folgesitzung zu merken und in der Folgesitzung am Anfang zu erfragen, wie es den Patienten damit ging. Sollten sie es nicht getan haben, könnte man die Übung in der Stunde machen, was dann für die Patienten natürlich bedeutet, dass sie Therapiezeit im Einzel verlieren, sofern sie ihren Aufgaben nicht adäquat nachgehen. Nach ein paar Wiederholungen sollten die Patienten dazu bereit sein ihr Verhalten anzupassen.

Das lässt den Locus of Control beim Patienten. Er kommt schneller voran, wenn er sich selbst zwischen den Sitzungen mit sich selbst beschäftigt. Außerdem spricht es von Beharrlichkeit und Konsistenz, wenn man die Aufgaben trotzdem bearbeitet. Darüber hinaus kann es einer frustrierten / ablehnenden Haltung gegenüber dem Patienten vorbeugen, wenn man sich selbst instru


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