Depression

Depression im Allgemeinen gilt als Erschöpfungsstörung. Das Bedeutet, dass aufgrund einer akuten oder chronischen Überlastung die Symptomatik entsteht, die sich unter anderem in folgenden Symptomen äußert:

Wie wir sehen, sind mit Interessensverlust, Freudlosigkeit und Antriebsmangel und erhöhter Ermüdbarkeit zwei der drei Hauptsymptome mit motivationalen Begriffen verwoben. Sehen wir Stimmung als antizipierte(n) Valenz / Wert des Handelns stehen alle Begriffe der Hauptsymptomatik mit motivationalen Begriffen in Zusammenhang.

Es gibt viel Forschung ,um Thema Depression. Die Erklärungsmodelle für die Entstehung von Depression sind jedoch häufig sperrig und wenig greifbar. Daher habe ich mein eigenes Modell entwickelt, dass ich in der Therapie verwende. Es bezieht sich auf Theorien aus der Motivationspsychologie. Der Yerkes-Dodson-Regel und dem Flowbegriff.

Depression und Motivation

Die Yerkes-Dodson-Regel besagt, dass die Effektivität einer Aufgabenbearbeitung mit der Höhe der Anspannung / Aktivierung in umgekehrt u-förmigem Zusammenhang steht. Kurz: bei niedriger und hoher Anspannung und Aktivierung werden wir unproduktiv, bei mittlerem Anspannungs- und Erregungsniveau sind wir am effektivstem.

Ein zweiter Begriff aus der Motivationsforschung, ist der des Flows. Flowerleben entsteht dann, wenn wir uns in den Anforderungen an uns selbst weder über- noch unterfordern. Wobei Überforderung mit Angst, und Anspannung, sowie Hilflosigkeitserleben assoziiert ist. Unterforderung ist mit Langeweile und Antriebsarmut assoziiert. Na, klingelt was?

Doch wie kommen nun zur Depression? Depression ist eine Erschöpfungsstörung. Im Wesentlichen kann man daher schauen, wie sich Stress und Wohlbefinden zueinander verhalten.

Überforderung

Unstrittig ist für die meisten, dass Überforderung in die Depression führen kann. Sind Belastungen außergewöhnlich hoch, oder halten ungewöhnlich lange an, können sie sich somatisch und psychisch bemerkbar machen.

Stress per se ist weder positiv noch negativ. Stress als solches kann energetisierend sein und uns dabei helfen Ziele zu realisieren und unser Verhalten zu bahnen. Stellen sie sich einfach mal vor, dass sie ihre eigene Hochzeit vorbereiten:

Sie haben die Karten vorbereitet und in den Druck gegeben. Sie müssen sich noch um das Essen kümmern, die Location schmücken und vor allem noch die Sitzordnung vorbereiten. Sie wissen, dass Tante Getrud weit entfernt von Onkel Gustav geparkt werden sollte, weil es sonst zu unschönen Auseinandersetzungen kommen könnte. Insgesamt bekommen sie in den letzten Tagen wenig Schlaf und verbringen viel Zeit am Telefon.

Einige Vorbereitungen verzögern sich und lassen sich nicht so realisieren, wie sie es wünschen. Die Deko die sie unbedingt haben wollten, lässt sich nicht realisieren. Und ihr Freunde verunsichern sie hin und wieder mit Rückfragen über den Planungsstand. Ihre Mutter ist aufgeregt und bringt sie zusätzlich durcheinander…

Und trotzdem werden sie diesen Stress mit einer hohen Wahrscheinlichkeit anders bewerten, als wenn ihr Chef ihnen mit einer Projektdeadline im Nacken sitzt.

Stress kann uns energetisieren und auf Ziele ausrichten. Er kann uns motivieren und leiten. Er kann positiv wahrgenommen werden und wirklich wichtig sein, für ein erfülltes leben. Zeigt sich die Belastung jedoch als Überforderung, die als Bedrohung erlebt wird und hält lange an oder ist immens in der Intensität, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass die Leute sich erschöpfen.

Unterforderung

Die meisten Menschen denken, dass die Abwesenheit von Stress uns zufrieden und glücklich macht. Doch stellen Sie sich selbst in einem Beruf vor, in dem sie sich die ganze Zeit langweilen. Stellen sie sich vor:

Sie gehen morgens auf Arbeit. Auf ihrem Tisch liegt eine Akte. Sie liegt dort seit zwei Wochen, sie müssen sie in vier Wochen erledigt haben. Viel zu tun ist das nicht. Sie frühstücken erst einmal in Ruhe. Danach lesen Sie das Tagesblatt ihres Vertrauens. Anschließend gehen zu ihrem Kollegen Horst herüber, er schwärmt davon wie toll seine Radieschen herangewachsen sind, sie trinken gemeinsam Kaffee… danach versuchen sie LED-Außenlaternen nach Preis-Leuchtstärkeverhältnis zu sortieren, damit sie ihren Vorgarten verschönern können.

Danach können sie zu Tisch gehen. Im Anschluss entscheiden sie, dass sie ihre Bleistifte mal wieder anspitzen könnten. Das haben sie schon gestern getan, aber es soll ja alles seine Ordnung haben, falls es mal gebraucht wird…

Langeweile und Unterforderung können krank machen und zu Erschöpfung führen. Wir sprechen dann von Boreout. Das Unterdrücken von Handlungstendenzen und Emotionen über langen Zeitraum, kann zu Entfremdung und Überlastung führen. Im Wesentlichen fehlen in diesem Fall der Stimulation und Authentizität. Ichanteile werden zu Gunsten des Funktionsmodus abgeschaltet und diese unterschwellige Bedürfnisunterdrückung kostet Kraft.

Depressionsmodell

Dies ist mein persönliches Depressionsmodell, es dient der Veranschaulichung, der oben genannten zusammenhänge. Mir ist nicht bekannt, dass es in der Form bereits existiert, es veranschaulicht jedoch sehr gut wesentliche Zusammenhänge.

Depression kann demnach aus der Überforderung, als auch der Unterforderung entstehen. Die korrekte Dosis von Stress kann zu Flowerleben führen, also einem angenehmen Gefühl vom Aufgehen in einer Tätigkeit. Demzufolge ist häufig eine Anpassung der Belastung erforderlich.

Aktivierung

Sollte man sich in der Unterforderung befinden, so ist es wichtig, dass man sich selbst wieder zu Tätigkeiten animiert. Diese sollten idealerweise als angenehm und bewältigbar wahrgenommen werden. In der Depression können jedoch vorher als angenehm erfahrene Tätigkeiten erst einmal belastend empfunden werden.

Auch wenn man sich vorher in der Überlastung befunden hat, kann es sein, dass man durch die Erschöpfung ins Nichtstun geglitten ist. Auch dann ist es wichtig sich wieder zu motivieren. Hier zeigt sich häufig die Schwierigkeit, dass gerade perfektionistische Menschen wieder schnell in die Überforderung gehen. Hier ist eine sukzessive vorsichtige Anpassung der Belastung notwendig.

Selbstberuhigung

Befindet man sich in der Überforderung, ist es wichtig, seine Belastungen zunächst zu reduzieren. Selbstfürsorgliches Verhalten sollte etabliert werden. Es sollte auf regelmäßige Selfchecks und Entspannungsphasen geachtet werden. Therapeutisch ist hier häufig wichtig zu prüfen, welche Rollen- oder Bedürfniskonflikte vorliegen.

Häufig treten akute Belastungsreaktionen auf, weil wir bestimmte Rollen- oder Bedürfnisse nicht unter einen Hut bekommen. Hier kann die gewaltfreie Selbstklärung helfen, sich den eigenen Bedürfnissen anzunähern.


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