Viele Patienten verstecken sich bei eigenen Entscheidungen hinter den Erwartungen anderer. In der Regel hinterfragen Patienten zu selten die eigenen Bedürfnisse und schauen nicht, ob das was andere und sie selbst wollen miteinander kongruent ist, oder eher nicht.
Mit der Will-Ich-Das-Methode kann man herausfinden, wer was will, ob der Patient das auch will, und ob er vielleicht etwas am Modus ändern kann.Bei dieser Übung wird jedes Wort in der Frage nacheinander besonders betont, und für sich geprüft, was sich daraus in der weiteren Auseinadersetzung ergibt.
Ich bitte daher meine Patienten bei Zusagen und Verabredungen alle drei Fragen durchzudelinieren, bevor sie antworten.
- Will ich das? – Kann/Darf/Möchte man das Ziel wirklich wollen?
Hier steht im Vordergrund ob etwas sozial erwünscht ist / ob es ethisch vertretbar ist etwas zu wollen. Meistens sage ich zu den Patienten: „Stellen sie sich vor ich rufe sie an und sage: „Gerade steh‘ ich hier im Wald, vor mir liegt einer der ist kalt. Könnten Sie ne Schaufel bringen um etwas Erdreich zu bezwingen?“ Meistens verweigern die Patienten dann, mir beim wegschaffen einer Leiche behilflich zu sein. Ich lege nach: „Sie haben sich gar nicht nach den Bedingungen erkundigt! Stellen sie sich vor sie wüssten es sei Krieg und ich sei mit meinem Bruder in den Wald gezogen um die Situation auszukundschaften, wobei wir unter Beschuss geraten sind, würden sie dann immernoch kategorisch ablehnen?“ Meistens sagen die Patienten dann nein. Die erste Frage bezieht sich also darauf ob etwas erwünscht / ethisch ist und das hängt von den Kontextfaktoren ab.
2. Will ich das? – Möchte wirklich ich das, oder ist das der Wunsch eines anderen?
Die meisten Menschen reflektieren überhaupt nicht, wer was in welchem Moment will. „Ich will noch mit meiner Mutter zum Arzt.“ Bei den meisten ist das wahrscheinlich eher eine Verpflichtung als ein Wunsch. Und hier ist es wichtig zu unterscheiden, wer was will.
Selbst wenn man gefällig sein möchte, bleibt immer noch die Frage in welcher Form (Modus) man das tut. Häufig kann man auch „zusagen unter anderen Bedingungen“. Darum geht es in der nächsten Frage.
3. Will ich das? – Will ich das in der Form? Oder wünsche ich mir etwas anderes?
So kann recht umfangreich geprüft werden, ob man etwas wirklich möchte oder ob man sich doch lieber um eine Alternative kümmert. Meist schilder ich das meinen Patienten wie folgt: „Stellen Sie sich vor, ein Freund fragt sie ob sie beim Umzug helfen können, aber ihre Schwester heiratet am gleichen Tag. Was tun Sie?“ Die meisten antworten dann, ich sage ab und gehe zu meiner Schwester. Ich entgegne dann: „Das kann man so machen. Aber wenn es ein wichtiger Freund wäre könnte man auch anbiTage später beim Lampen anbauen zu helfen.“
Manchmal geht es auch darum Motive seiner Mitmenschen in Erfahrung zu bringen. Wie in diesem Beispiel: „Stellen sie Sich vor, sie haben schon 4 mal mit ihren Kindern, Neffen, Nichten und Nachbarskindern den Barbiefilm im Kino gesehen und ihre Freundin fragt, ob sie mit ihr den Film anschauen gehen. Was machen Sie?“ Die meisten Patienten gehen mit, oder sagen ab. Die Frage hier lautet aber: Was ist meiner Freundin und mir wichtig? Will ich Zeit mit ihr verbringen und sie möchte das auch, ist der Film vielleicht nur ein Vorwand für eine gemensame Aktivität. Ich könnte mich also erkundigen und andere Möglichkeiten (Modi) finden, wie zum Beispiel: Einen anderen Film sehen. Bouldern gehen (andere Aktivität). Die Teilnahme an Bedingungen knüpfen ( Ich quäl mich gern noch ein viertes mal durch, wenn du mich danach zum Essen einlädst.). Menschen vergessen oft, dass es mehr gibt als Ja und Nein um zu antworten. Man kann Motive hinterfragen und Kompromisse finden.
Entscheidungsregel
Lautet die antwort auf jede Frage „Ja“ kann ich das tun. 3x Ja = wunderbar.
Lautet die Antwort auf eine Frage nein: 1x nein = lass das sein.
Aber das Leben geht doch nicht nur nach meinem Willen?
Ist der Einwand, der im Laufe der Diskussion nahezu immer kommt. Zugegeben: You can’t always get what you want. Und nun? Letztendlich ist es so: Jedes Verhalten hat Verhaltensgewinn und Verhaltenskosten. Natürlich kann ich auf Arbeit kündigen, aber dann verdiene ich kein Geld mehr, also muss ich doch Überstunden machen und mich von meinen Vorgesetzten zusammenfalten lassen, oder? Hier ist es wichtig die Verhaltenskosten und Verhaltensgewinne aufzuwiegen. Manchmal ist es in Ordnung Dinge zu tun, wenn sie hohe Verhaltenskosten haben, um höher geordnete Ziele zu erreichen, dann ist es eine Investition in die Zukunft. Dann ist es jedoch auch meine eigene Entscheidung und ich kann mich jederzeit auch dagegen entscheiden.
Letztendlich liegt es in der Verantwortung eines jeden Verhaltenskosten und Verhaltensnutzen abzuschätzen und entsprechend selbstverantwortlich zu handeln. Das ist Agency.
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