Ängste treten häufig im Kontext der Psychotherapie auf. Das können sehr konkrete Ängste sein, die in Form von Phobien auftreten oder Ängsten die in Form von diffusen Sorgen auftreten. Ängste beeinflussen unser Verhalten und resultieren häufig darin, dass wir Handlungen und Situationen vermeiden, weil wir ihre Konsequenzen fürchten. Generell gilt dabei jedoch folgendes:
F-E-A-R hast two meanings:
Forget everything and run.
or
Face everything and rise.
The choice is yours.
Zig Ziglar
Oder kurz: Angst soll uns auf Kampf oder Flucht vorbereiten. Angst stellt eine komplexe Körperreaktion dar ,die es uns ermöglicht effektiv auf Krisensituationen zu reagieren. Angst ist kein Symptom, keine Krankheit, keine Störung, sondern in erster Linie eine komplett normale Körperreaktion, die unser Handeln energetisieren soll. Schauen wir uns diese Körperreaktion einmal an. Wenn wir ängstlich sind, wird der Sympathikus aktiviert. das Veränderungen in unserem Körper zufolge:
- Schnelle flache Atmung
- Schneller Puls
- trockener Mund
- Zittern der Muskeln
- Schwitzen
- Verengung der Wahrnehmung
- Weiche Knie
- Schwindelgefühl
Im Körper geht das mit erhöhtem Cortisolspiegel, erhöhter Sauerstoffsättigung im Blut, Noradrenalin und Adrenalinausschüttung einher. Diese Stoffe lassen sich nur durch zwei Dinge wieder loswerden: Sport, und Drogen. In der Regel hilft Bewegung daher sehr gut bei akut auftretender Anspannung und letzteres ist der Grund wieso Menschen häufig aus der Angst in die Suchterkrankung gehen.
Doch schauen wir uns erst einmal an wozu der Körper diese Effekte hervorruft. Die schnelle flache Atmung soll es mit mehr Sauerstoff versorgen. die Lungenbläschen in der Lunge öffnen sich, was die Zufuhr von Sauerstoff erhöht. Der schnellere Puls soll das Blut durch den Körper transportieren, damit die ausführenden Organe mit allem versorgt werden, was Sie brauchen. Die Muskeln zittern, damit sie erwärmt werden um besser zu funktionieren. Das Schwitzen schützt die Muskeln vor Überhitzung und erschwert es Angreifern uns zu packen und festzuhalten. Unsere Wahrnehmung verengt sich damit wir uns auf einen Angreifer zu oder gezielt von ihm weg bewegen können. Schwindel ist das Resultat einer weiteren Schutzfunktion, wie verhindern soll, dass unser Gehirn zu wenig mit Sauerstoff versorgt wird und daher ernstzunehmenden Schaden nimmt. Dem Schwindelgefühl kann begegnet werden, indem die Sauerstoffsättigung im Blut verringert wird – also durch Bewegung.
Ich erkläre den Patienten diese Symptomatik in der Regel während ich sie schnell und tief atmen lasse, damit sie durch die Sauerstoffsättigung in einen vergleichbaren zustand kommen: „Atmen sie bitte so schnell sie können, und so heftig, dass ich den Luftzug an meinen Händen spüren kann.“, Ich ermuntere dann immer mal wieder: „Ich spür ja gar nichts! Ist das schon alles? Sie können mehr!“. Dann kommentiere ich welche Symptome vielleicht schon auftreten: „Wahrscheinlich wird ihnen erst einmal der Mund trocken… Ich denke ihr Herz wird jetzt auch schon pumpen wie blöde….Ich sehe sie schwitzen schon ein wenig.“ Ich bitte die Patienten dann mir ein Zeichen zu geben, wenn ihnen schwindelig wird. Wenn ihnen dann schwindlig wird, bitte ich sie sofort aufzustehen und geleite sie ins Treppenhaus, dort lasse ich sie dort lasse ich sie die Treppen hinauf und hinunter laufen und ermuntere sie und treibe sie an schneller zu machen. Sofern der Schwindel vorbei ist, dürfen sie aufhören und wir können ins Settings zurückkehren.
Im Anschluss erkläre ich in die grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen Sympathikus und Parasympathikus und erkläre ihne, dass man bei hoher Anspannung (ab 7 von 10) nur durch Sport oder Drogen die Anspannung verringern kann, weil die Sauerstoffsättigung gesenkt muss, und auch die Neurotransmitter aus dem Blut verarbeitet werden müssen. Entspannungsübungen jedoch können dabei helfen, gar nicht erst in so hoher Anspannung Zustände zu gelangen. In der Hochspannung helfen sie jedoch nicht.
Wie man sich gegen wachsende Anspannung wappnen kann habe ich hier beschrieben. Ich empfehlen allen Patienten mindestens vier mal am Tag PMR anzuwenden und bei drohender Panik unmittelbar mit Bewegungsübungen zu beginnen. Für die weitere Auseinandersetzung mit der Angst sind jedoch folgende Fragestellungen zu berücksichtigen:
- Funktionalität der Angst / spezifische Auslösebedingungen
- Kognitive und Affektive Bewertungsschemata
- Aufmerksamkeitslenkung bei erhöhter Selbstaufmerksamkeit (Achtsamkeit)
- Umgang mit katastrophisierenden Gedanken (Defusion)
- Expositionsplanung und Abbau von Vermeidungsverhalten
- Angstausweiltung durch evaluative Konditionierung
- emotionale Akzeptanz (Akzeptanz der eigenen Emotionen)
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