Menschen verbringen viel Zeit, Kraft und Aufwand damit der Realität zu entgehen und sich selbst etwas vorzumachen. Häufig erscheint es angenehmer sich selbst zu belügen, oder gegen die eigenen Emotionen anzukämpfen, statt sich ihnen zu stellen. Menschen wollen keine negativen Emotionen haben, Menschen wollen nicht denken, dass sie an bestimmten Situationen nichts ändern können. Die Idee, dass wir etwas nicht beeinflussen können oder sollten erscheint uns häufig fremd oder unerwünscht – ungewollt eben. Akzeptanz bedeutet, die Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann.
Akzeptanz bedeutet, dass Seiende hinzunehmen, ohne es ändern zu wollen. Es bedeutet nicht gegen Dinge anzukämpfen, gegen die wir ohnehin nichts tun können. Es gibt jedoch einige Dinge bei denen es uns schwer fällt sie zu akzeptieren. Schauen wir uns das genauer an.
Emotionale Akzeptanz
Emotionen haben einen schlechten Ruf – zumindest negative. Es geht doch darum fröhlich, glücklich, gut gelaunt zu sein. Niemand will Angst haben, ärgerlich sein, Trauer empfinden oder sich in Hilflosigkeit oder Verzweiflung wissen. Und deswegen tun Menschen häufig einiges um diese Emotionen nicht empfinden zu müssen.
Ob sie sich nun mit Games ablenken, Alkohol trinken, den besten Freunden telefonieren, feiern gehen oder sich einfach zurückziehen um negative Emotionen nicht empfinden zu müssen, das Resultat ist immer das gleiche: Erlebnisvermeidung als Schutz davor sich mit seinen negativen Emotionen auseinandersetzen zu müssen.
Das Bedeutet jedoch auch immer, dass man die Erfahrung nicht integriert und sich in seinen Lebensmöglichkeiten einschränkt, aus Angst davor negative Emotionen empfinden zu müssen. Daher ist die Strategie der Erlebnisvermeidung kurzfristig oft angenehmer, langfristig gesehen jedoch problematisch.
Faktische Akzeptanz
Häufig haben wir bevor wir uns unsere Emotionen nicht eingestehen können, das Problem, dass wir etwas nicht wahrhaben wollen. Das kann im Falle einer Trennung bedeuten, dass wir denken, dass der andere es nicht so meint, wie er es sagt. Es kann auch denken, dass wir etwas Unveränderliches nicht als solches sehen und wir es unbedingt verändern wollen. Wenn sich dies jedoch unserem Wirkungsstreben entzieht, können wir tun was wir wollen und wir werden diese Realität nicht ändern können. Auch dann nicht, wenn das alle doof finden, die wir kennen.
Wir können es doof finden, dass es Menschen gibt, die den Klimawandel leugnen. Wir dürfen es blöd finden, dass politisch nichts getan wird. Aber wir werden über unseren unmittelbaren Wirkungsradius hinaus nichts bewirken können, wenn die uns umliegende Realität es nicht zulässt. Daher schauen wir uns gleich ein paar übliche „Baustellen“ an.
Akzeptanz mit Hindernissen -Unbequeme Wahrheiten
Häufig hat fehlende Akzeptanz etwas damit zu tun, dass man eine der nachfolgenden Wahrheiten nicht wahr haben möchte. Hier sind so einige „dicke Bretter“ vorhanden, an denen man sich im Leben immer wieder an unterschiedlichen Stellen abarbeitet.
Alles ist vergänglich
Wer denkt schon gerne über den eigenen Tod nach. Es fürchtet und ängstigt uns der Gedanke der Nichtexistenz oder des Nichtseins. Viele fürchtet sicherlich noch mehr der Gedanke Menschen zu verlieren, die sich im Leben befinden und den weiteren Lebensweg ohne sie beschreiten zu müssen. Doch neben der Vergänglichkeit des Lebens, sind auch positive Emotionen und Zustände nur vorübergehend. Der erste Kuss, die Verliebtheit am Anfang, die Hochzeit, der berufliche Erfolg – alles ist potenziell vergänglich. Wir müssen damit rechnen Liebgewordene(s) zu verlieren.
Menschen sind zudem verlustaversiv. Wir mögen es nicht Dinge zu verlieren. In etwa wiegt der Verlust einer Sache doppelt so schwer, wie ein Gewinn. Darüber nachzudenken etwas zu verlieren ist daher schmerzhaft – genauso wie es letztendlich als Wahrheit zu realisieren. Hoffnung ist die effektivste Methode das eigene Leid zu verlängern.
Sicherheit ist eine Illusion
Weil wir Verluste so fürchten sind wir sehr darauf bedacht uns in allen Lebenslagen gegen drohendes Unheil abzusichern. Wir ernähren uns gesund, treiben Sport, gehen in der Dunkelheit vielleicht nicht mehr allein vor die Tür. Vielleicht sind wir auch sehr achtsam dabei, wen wir in unser Leben lassen und wen nicht, um uns vor Verletzungen zu schützen.
Denkt man den Gedanken jedoch zu Ende wird es schnell beklemmend. Wenn man das Haus verlässt könnte man ja mit Keimen, oder gefährlichen Situationen ausgesetzt sein. Menschen die in unser Leben treten könnten uns enttäuschen oder verlassen. Eigentlich sollten wir uns nurnoch in einer gut gepolsterten, sterilen und sehr einfachen Umgebung aufhalten – bestenfalls ohne Menschen. Klingt nach einem traumhaften Leben!
Vergangenheit ist gesetzt
Häufig ärgern sich Menschen über ihre Vergangenheit. Sei es dass sie unter ungünstigen Bedingungen aufgewachsen sind, oder dass sie an bestimmten Punkten im Leben Entscheidungen getroffen haben, die sie im Nachhinein bereuen. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, daher erscheinen uns im Nachhinein häufig Dinge selbstverständlich, die wir in der Vergangenheit noch nicht sehen können.
Letztendlich wird man die Geschehnisse der Vergangenheit jedoch nicht ändern können. Wir können uns grämen und ärgern – die Vergangenheit ist gesetzt. Wir müssen mit diesem Zeitstrahl agieren in dem wir leben. Was in hypothetischen Paralleluniversen möglich gewesen wäre, wenn wir anders gehandelt hätten, hilft uns nicht weiter im Hier und Jetzt. Du kannst nicht beeinflussen, welches Blatt du bekommst, nur wie du damit spielst.
Menschen sind unterschiedlich
Häufig vergessen wir, dass unsere Perspektive auf die Welt zu blicken nicht die einzig mögliche ist. Viele Menschen bewerten oft ihr Umfeld und werten es herab, wenn es sich in den Werten von einem selbst unterscheidet. Menschen haben ein Recht darauf andere Werte zu vertreten, andere Anschauungen zu haben, anderen Interessen zu folgen und vor allem: andere Entscheidungen zu treffen, als wir selbst es tun.
Wenn du beim nächsten mal nicht verstehst, wie jemand die eine oder andere Entscheidung oder Handlung vollziehen konnte, vergegenwärtige dir, dass die Person andere Erfahrungen und Werte hast als du selbst. Niemand muss so Handeln, Denken, Fühlen, Empfinden, Planen, oder Bewerten so wie du es tust. Wir entwickeln uns in unterschiedlichen Umgebungen, machen verschiedene Erfahrungen und entwickeln unterschiedliche Perspektiven und Wertesysteme.
Andere Menschen dürfen anders denken als wir!
Die Welt ist ungerecht
Viele Menschen werden moralisch erzogen. Uns wird beigebracht, dass wir gerecht sein sollten. Vielleicht werden auch höhere Instanzen angeführt, die Gerechtigkeit erwirken sollen. Fakt ist: Die Welt ist ungerecht. Es ist nicht gerecht, dass Menschen unterschiedliche Chancen, Konstitutionen, Begebungen, Möglichkeiten und finanzielle Mittel haben. Es ist nicht fair, dass einer viel lernen muss und der andere nur wenig. Dass der eine gute Startbedingungen hat und der andere nicht.
Long Story Short: Die Welt ist ungerecht. Man kann nicht beeinflussen welche Karten man bekommt, nur wie man damit das Spiel spielt. Umso länger man sich darüber aufregt, das die Welt ungerecht ist, umso weniger findet man in die eigene Verantwortlichkeit, umso weniger wird man an seiner Situation ändern. Anzuerkennen, dass etwas ungerecht ist und andere bessere Chancen haben, kann uns dabei helfen Dinge zu akzeptieren und sich erneut unseren Werten zuzuwenden.
Andere werden über dich urteilen
Wir alle laufen mit eingebauten Schubladensystemen herum. Wir haben Anschauungen über Frauen, Männer, Heteros, Schwule, Lesben, Junge, Alte, Christen, Muslime, Juden, Schwarze, Asiaten und alle möglichen anderen Formen von Mensch oder auch Interessensgruppe. Wir treffen in sekundenschnelle Entscheidungen und Zuordnungen. Diese passieren oft noch nicht einmal bewusst.
Andere werden daher auch uns beurteilen. Es wird dabei passieren, dass sie uns falsch einschätzen und wir in der falschen Schublade landen. Vielleicht lassen sie uns sogar in dieser Schublade und sind nicht bereit ihr Urteil zu revidieren oder zu überdenken. Das können wir dann nicht ändern. Manchmal wollen Menschen etwas über uns denken und es wird uns nicht möglich sein die Einstellung zu verändern. – In diesem Fall macht es auch keinen Sinn es weiterhin zu versuchen. Es würde uns in wertgeleitetem Handeln behindern.
Niemand ist perfekt
Häufig orientieren wir uns an Vorbildern, die etwas viel besser beherrschen als wir selbst. Manchmal lässt uns das glauben, dass diese Menschen fehlerfrei sind. Wir eifern Ihnen nach und vergleichen uns, grämen uns aufgrund unserer Fehlerhaftigkeit. – Doch niemand ist perfekt. Menschen machen Fehler. Fehler sind der Weg zur Erkenntnis. Die meisten die gut in etwas sind, haben viele Fehler gemacht und daraus ein Expertenwissen gesammelt, dass Ihnen dabei hilft in Zukunft angemessener zu reagieren. Wir sollten uns selbst daher nicht unter Druck setzen.
Manchmal ist es auch so, dass man Menschen idealisiert, sie nur durch die rosarote Brille betrachtet und dann sehr enttäuscht ist, dass sie so fehlerhaft sind, wie alle anderen – auch hier gilt: Menschen machen Fehler. – Sie gehören zum Leben dazu.
Es ist wie es ist
Egal wie unschön deine Umstände im Moment sind. Natürlich wäre es besser wenn du unter günstigeren Bedingungen starten würdest etwas neues zu tun. Deine Umstände sind, wie sie sind. Es macht keinen Sinn darüber nachzudenken, wie viel leichter etwas wäre, wenn die Umgebungsvariablen anders wären. Akzeptanz bedeutet auch, zu akzeptieren was jetzt ist. „Es ist wie es ist.“ ist daher ein Satz, der viel negative Emotionalität und negativen Widerstand verhindern kann. Was die Kräfte für eine funktionale Bewältigung spart.
Wie kann ich Akzeptanz lernen?
In erster Linie is es wichtig zu verstehen wieso Akzeptanz wichtig ist. Kurz: Wenn wir Dinge nicht akzeptieren, wie sie sind, werden wir unsere Ressourcen vergeuden. Wie kann man also lernen Dinge zu akzeptieren wie sie sind?
Reality Checks
Um Akzeptanz zu ermöglichen ist der erste Schritt sich selbst nicht etwas vorzumache und sich eine realistische Einschätzung von der gegenwärtigen Situation zu machen. Von daher kann ein kurzer Checkup nicht schaden:
- Was möchte ich im Moment nicht sehen?
- Würde ich die Lage ähnlich einschätzen, wenn mein bester Freund in der Situation wäre?
- Finde ich die Situation ungerecht?
- Kann ich etwas an der Situation ändern?
- Versuche ich negative Emotionen zu unterdrücken?
- Was würde jemand anderes in meiner Situation tun?
- Bin ich fair zu mir selbst?
- Verschwende ich Zeit mit Dingen, die ich nicht ändern kann?
Nach dem Reality Check kann man sich genauer anschauen, welche Emotionalität im Hintergrund eine Rolle spielt und wie diese sich in unserem Leben entwickelt hat.
Gewaltfreie Selbstklärung
Sofern man erkennt, was man fühlt und welche Bedürfnisse man hat und diese annimmt und integriert, ist ein wichtiger Schritt in der emotionalen Akzeptanz getan. Dies kann durch die Gewaltfreie Selbstklärung geschehen. Mehr dazu findet ihr hinter dem Link.
Selbstbeobachtung
Auch die verschiedenen Techniken der Selbstbeobachtung können dabei helfen die Akzeptanzfähigkeit zu verbessern, indem man eigene Anteile wahrnimmt, akzeptiert und integriert.
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